Aufgabe und Anliegen systematischer Theologie


Systematische Theologie hat in eins

  • dem Anliegen einer Fundamentaltheologie zu entsprechen 
  • und für die Einheit des Glaubensbewußtseins - in der Haltung als Personen in Gemeinschaft - Sorge zu tragen.

Darum obliegt ihr einsichtseröffnend eine Darstellung des grundlegenden Zusammenhangs von Gotteserkenntnis und Annahme von Grund und Maßgabe in menschlich sich orientierender Selbsterkenntnis auszuarbeiten, durch die das als heilig zu Achtende sich für unser Erkennen in Vernunft und Glaube aus Begriff und Gedächtnis erneuert.

1.

Diese Aufgabe ist nur in einer vom Maß der Einstimmung her geleiteten Systematik zu erfüllen, deren Begriffe und Methoden sich in exegetischer Sorgfalt gebildet haben und als Darstellung des als glaubwürdig zu Verkündenden  sich bewähren können.

Die in systematisch das für es Maßgebliche reflektierendem Denken gesuchte Einsicht bildet sich mit der Rechenschaftslegung der Glaubwürdigkeit von Offenbarung aus, deren Weisung sich vor Vernunft und kritischer Urteilskraft bewährt, weil die Bildung der Erkenntnisvermögen zum Auftrag der Theologie vom Ursprung her gehört, dessen Logos sie ihre Einsicht verdankt. 

Ihre Rede spricht darum aus dem Glaubensgedächtnis den Glauben ebenso an wie die aufgeklärte Urteilskraft einer argumentativ geschulten, begründ verfahrenden Vernunft, da sie als Theologie systematisch an beidem teilhat.

Aus dem Vermögen der Vernunft in deren Freiheitsverantwortung aus Reflexion ihrer  Bedingungen hat darum theologische Einsichtsbildung eine unmittelbare Bedeutung für die sittliche Orientierung im Selbstbewußtsein von Menschen als Personen, die in und für das gemeinschaftliche Leben in die Verantwortung gerufen sind. Theologische Bildung hat darum an den Begründungen von für das personale Handeln und Verhalten maßgeblichen Weisungen teil, in denen sich Menschen gemeinschaftlich Orientieren.

"Glaube, der lebendig ist durch die Gegenwart des göttliche Geistes" läßt sich nicht auf den "private Lebenskreis" beschränken. "Die integrativen Kräfte, die vom wahrhaften Glauben ausgehen, machen sich auch im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben bemerkbar." (Wolfhart Pannenberg, Theologie und Reich Gottes, 1971,S. 49)

Die Erkenntnisform von Theologie spricht im Grund- und Maßverhältnis des Sittlichen das selbstbewußtseinsfähige Verhalten von Menschen als Personen an, deren einander Achtenkönnen ihren Würdegrund aus der Teilhabe an der für sie ursprünglichen Königswürde des Göttlichen empfängt und von der Göttliches und Menschliches in Übernahme von Verantwortung zur Erneuerung von Erkenntnis und Entsprechung vereinenden Personalität Christi Gegenwart hat.

Was traditionell  'Reich Gottes' genannt wird, das ist jenes Königtum, dessen Kommen wir für die Erde erbeten und erhoffen können, dessen Wirken wir aber als theologische Erkenntnisaufgabe zu unterscheiden haben von einer Herrschaftsmacht, der sich die Menschen zu unterwerfen hätten. Es ist ein ethisches sich Orientieren, das das Königliche zum Bild der Würde und der Achtung des Menschen als Person hat.

"Die einzige Verbindung zwischen Menschen, die nicht schon den Keim ihrer eigenen Zerstörung in sich trägt, ist eine solche, die durch Gerechtigkeit besteht und durch wechselseitige Rücksicht und Anerkennung zustande kommt."

"Ein Reich wahrer Gerechtigkeit würde die Erfüllung der gesellschaftlichen Bestimmung des Menschen im Zusammenhang einer sich herausbildenden Einheit der Menschheit bedeuten." (Pannenberg, S. 37)

Tragend ist darum für die Einheit der sytematischen Fügung von theologisch orientierender Einsicht mit dem Gewahren des Wesens des Göttlichen durch die erkennende Annahme des Maßgeblichen von Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit  der Begriff der Person, Auch für die neuzeitliche Ethik und Verfassungslehre hat sich der Achtungsgrund ihrer Würde maßgeblich in der Begriffsarbeit zur Personalität des Göttlichen in der Trinitätslehre gebildet.

Die systematische Gliederung ruht darum auf der Ermöglichung des erkennenden Gottesverhältnisses durch die personale Unio in Christus als ihrem Weisungsgrund auf, nimmt ein Seinkönnen in der Teilhabe an dem ihr eröffneten Geist der Wahrheit an und setzt vom Ursprung als Schöpfung an, deren Auslegung in christlichem Geist als Erneuerung der Schöpfung sich darstellt und das ursprüngliche Gründe in die Gegenwart seiner Anwesenheit hält - mit aller Kraft, die der geistigen Einsicht und ihrer öffentlichen Darstellung eignet.

2.

Theologie ist darum als systematische Erneuerung der Annahme des ursprünglich Maßgeblichen eine reformierende Vergegenwärtigung des in Wahrheit und Güte ursprünglich ermöglichenden, Bestand und Ordnung gewährenden Gabe des grundlegenden Grundes.

Theologie ist der Struktur ihrer geistigen Ordnung nach darum auch keine Theorie, keine Wissenschaft eines Gegenstands. Darum setzt systematische Theologie sachgerecht auch nicht - wie in den traditionellen Dogmatiken üblich - mit Gott als Gegenstand des theologischen Wissens ein. Das unvermeidliche Scheitern eines theoretischen Zugriffs - als Haltung des Logos von Gott - zeigt sich an der von den Theologen der unterschiedlichsten Ausformungen ihrer Lehren gemeinhin doch geteilten Bestimmung des Begriff von Gott, der in seinem Sein ganz der "ist, was er ist". 

Die mit der Annahme des Selbstseins zu erkennen und anzunehmen notwendige Grenze des Verstandes prägt als Orientierungserfahrung die reflektierte Erkenntnishaltung von Theologie und ermöglicht ihr in der Wahrung des so bedeuteten Selbstseins Gottes die  Annahme des Maßgeblichen in sich erschließenden Wesenheiten des Göttlichen, durch die wir ein ursprünglich vollkommenes Selbstsein in der Orientierung der Haltung zur Entsprechung annehmen und im Andenken die Bewährung in der Lebensführung begleiten können. 

3.

Systematisch durchgeführte Theologie ist darum auch Auslegung zur Weisung, wie jene Entsprechung möglich ist, auf die die Bergpredigt die personale Verantwortungs- und Achtungsgemeinschaft weist: "Ihr sollte vollkommen sein, wie Euer Vater in den Himmeln vollkommen ist." (Mt 5,48)

Theologie ist in der eigentümlichen Einsichts- und Wissensweise unter den Einheitsbedingungen ihrer teilnehmenden Urteilskraft für die Erkenntnisgeltung im Gottes- und Selbstverhältnis notwendig auf eine systematische Durchführung angewiesen, um Einstimmung - ohne die logischen Konsistenzkriterien von Aussagen über Sachverhalte oder Gegenstände, wie in den theoretischen Wissenschaften, unmittelbar gebrauchen zu können - wahren und den Begriffen in Bestimmung und Vermögen die gefordert entscheidenden, auf die Gemeinschaft des Geistes gerichtete Gestalt ihrer in der Systemarbeit zu erschließenden Bedeutungen geben zu können. Es ist, und hier kann sich die hier zu skizzierende Konzeption auf Karl Rahner wie auf Eberhard Jüngel berufen, die Erkenntnisart der systematischen eine auf Auslegung ihrer praktischen Bedeutung hin angelegte Theologie, deren Verhaltensweisung sich in der Bildung von zur Entsprechung bindender, aus Vernunftgründen verpflichtender Einsicht zur Geltung als ein sich Orientieren bringt.

4.

Als methodisch reflektiert sich bildendes System der in Begriff und Gedächtnis sich verflechtenden Sammlung wird systematische Theologie also keine Scheu haben dürfen, die Vernunfterkenntnis der theologischen Urteilskraft öffentlich begründungsfähig werden zu lassen und eine gesellschaftlich verbindliche Ethik des Seinkönnens als Person vorzutragen. Als Weisung des Ethos geistig personaler Gemeinschaft verdankt sie ihre Einsicht dem Ursprung als Gabe in Annahme der sittlichen Orientierung von Vernunft als Vermögen der Achtung der personalen Vermögen für das Leben in Gemeinschaft.

Zu zeigen ist darum umgekehrt, dass die Begründung von Ethik – insbesondere nach Kant – auf das Maß im Grundverhältnis der Personenwürde verweist, das als Wesenserkenntnis des Göttlichen erschlossen nur in trinitarisch grundlegender Einsichtsgestalt angenommen und darin unmittelbar weg- und verhaltensweisend sein können muß – in je eigener und darum als Vermögen gewürdigter Urteilskraft. Darin ist die systematisch verfahrende Erkenntnisarbeit der Theologie auf Philosophie und der ihr obliegenden Kritik der Vernunftvermögen angewiesen: so wehrt sie die aufklärungsskeptische Verdächtigung ab, die "neuzeitliche" Vernunft sei generell von einer gottesfernen Tendenz zur Selbstermächtigung geprägt und es wäre ihr darum für die Orientierung des Glaubensbewußtseins nicht zu trauen.

5.

Theologisch bildet die Christologie von Passion und Kreuzigung das systematische Zentrum der Vernunfterkenntnis von den Erkennbarkeitsbedingungen des Göttlichen her. Sie wird von der Annahme der Aufgabe der Bestimmung von in sich verbundenen Begriffen des göttlichen Wesenheiten getragen, die in den zu vernehmenden Weisen von Sein und Anwesenheit sich erst in der reflektierten Auslegung so darstellen, das wir die Angemessenheit ihres Gebrauchs bewähren können. 

Die aus dem Gedächtnis von Passion und Auferstehung sich eröffnende Einsichtsgestalt ist in ihrer Ausrichtung des Logos - pros ton theon - auf das Anwesen des Göttlichen durch Andenken hin der integrierende Teil noch der genannten Begriffe des göttlichen Wesens und Seins. Theologie eröffnet in ihrer verhaltenspraktischen Einsicht aus Entsprechung für den Gottesgedanken selbst Erkenntnis in selbstbewußt praktischer Vernunft und Urteilskraft als in der Nachfolge Christi dort sich gemäß sein zu können, wo wir - im Geist der Wahrheit - als Personen an der uns übertragenen Repräsentation und Stellvertretung teilhabend das unter uns Anwesendseinlassens des Heiligen als Gründung von Achtungsgemeinschaft erneuern.

Ort der theologisch möglichen Wahrheit von Einsicht ist der Geist von Gemeinschaft. Die Ekklesia entspringt der Sammlung im Gedenken. Als reflektierte, ihren Bestimmungsgrund zu wahren sich erneuernd organisierende Sammlung ist sie Ort der Hoffnung auf die Achtungsgemeinschaft aller Völker und Menschen. Hier hat sie ihren Bildungsauftrag empfangen; aus Gedächtnistreue der Einheitsbedingungen nimmt sie ihn in der Bildung von Achtungsvermögen wahr.

"Die Lehre von der Kirche beginnt nicht mit der Kirche, sondern mit dem Reich Gottes" (S. 36) - der basileia ton ouranon - dem Königtum der Himmel

Das Wahrheitsfähige von Gotteserkenntnis stellt sich in ihrer eine Gesellschaft auf das allen Gemeinsame hin orientierenden Kraft auf eine Weise dar, die zur Bewährung steht und dafür ein Mitgehenkönnen eröffnet, deren das gemeinschaftliche Annehmen und Befolgenkönnen reflektierenden Weisungen wir in sittlich-praktischer Selbsterkenntnis als Gegenwart ursprünglicher Verbindung als gut und recht begreifen können.

Zu begreifen steht nicht ein Gott, der Gegenstand einer Wissenschaft wäre, sondern die Rechtheit der Entsprechung des in der Gotteserkenntnis sich als ihre Ermöglichung eröffnende Gabe von Grund und Maß. 

Ursprünglich ist uns im Geist eine Verbindung, darin das sich Verbindende allererst es selbst wird.



Trinitarische Theologie von Personalität und Gemeinschaft

I.

Ursprung und Schöpfung

    Genesis 1- 2a und Schöpfungsmythen der Völker

    Verheißung der Ebenbildlichkeit

Identität in Zusage der Anwesenheit (Ex 3, 13 f)

Bundestheologie, Selbstbindung und Verheißung (Noah und Abraham)

Ebenbildlichkeit und Nachfolge in Erneuerung der Schöpfung


II.

Sein und Wesen

    Was ist Gott?

    Sein und Wesen

    Grund und Maß

    Kritik des Gebrauchs von Kategorien

        Ausgustinus:  Substanz – Relation in den Ternare

        Thomas: Substanz des einen Wesen und Personen als Relationen


III.    

Trinitarische Theologie

    Nikäa und Konstantinopel

    Chalkedon – unio in Christus

    Begriff der Person

Methode und kritische Grundlegung

    Verfehlung der Annahme des Maßes: 4. Laterankonzil

   

IV.

Ethos aus der Einheit von Gottes- und Selbstverhältnis der Menschen als Personen

Selbstbewußtsein und Idee in der Gotteserkenntnis

    Einheit von Gottes- und Selbsterkenntnis

Person und Gemeinschaft

Personalität des Anwesens

     Gründungsverantwortung aus dem Achtungsversprechen

     Communio in Verantwortung

Die Bedeutung der Einheit von Schöpfungs- und Bundestheologie im Dank von Ursprung und Stiftung

Trinarische Theologie des sich darin bildenden Begriffs der Würde des Menschen als Person für die Begründung von Recht und Verfassung

Kommen des Reichs Gottes als Königtum der Himmel

V.

Die systematische Einheit als System der Urteilskraft

Topik des Orts und die Verflechtung als Topologie


VI.

Gotteserkenntnis als Orientierung von Verantwortung in Geschichte

Von der Wahrheit der Freiheit zum Weg der Erlösung



Gliederung

Nach oben